BLAUSTICH ® | caput-mortuum

Einführung und Kurzbeschreibung

Die Geschichte vom schwarzen und weißen Pferdekopf

1973/74 entstand in Aachen eine "sehr merkwürdige Maskengeschichte" mit dem Titel „caput mortuum“.
In filmähnlichen Diaprojektionen erlebt eine leichtfüßige Maskengesellschaft einen Sommertag lang Szenen fröhlicher Ausgelassenheit.
Das große Maskenfest am Waldrand wird schließlich zum Ort mysteriöser Verwandlung. Eine phantomhafte Figur mit schwarzem Pferdekopf erscheint und unterbricht das Spiel.
Mitten im Tanz erschrecken die Masken und fliehen in den Wald; ein Mädchen tanzt weiter, ekstatisch tanzt sie in den Tod.
Bilder der Angst verwandeln die Masken zu fahlen Gesichtern.
Als sie zur Sommerwiese zurückkehren, finden sie das tote Mädchen mit der Maske eines weißen Pferdekopfes wieder.

Der Tod hat seine Maske zurückgelassen:
– caput mortuum –
Zur nächtlichen Totenfeier versammeln sich die Masken in der Stadt und erinnern sich an die erlebten Ereignisse und Erfahrungen. Schließlich verbrennen sie den Pferdekopf draußen auf den nebligen Feldern, bevor am nächsten Morgen ein Mädchen mit dem "leeren Bilderrahmen der Geschichte" zwischen den knorrigen Kopfbuchen entschwindet.

Die Premiere dieser zweiteiligen Dia-Geschichte fand genau ein Jahr nach dem unterbrochenen Frühlingsfest am 9./10. März 1974 im Ballsaal der NEUEN GALERIE in Aachen statt. Kurz darauf, am 12. Juli 1974, fand eine „zweite Premiere“ für die überarbeitete und gekürzte Version von „caput mortuum“ im Theatersaal der TH-Mensa vor großem Publikum statt. Beide Veranstaltungen wurden von der beindruckten Aachener Presse gewürdigt.

Später wurde die „Geschichte vom schwarzen und weißen Pferdekopf“ bei vielen Anlässen und Ausstellungen gezeigt. Leider sind die Original-Dia-Kästen seit September 2018 verschwunden!?

Für die Ausstellung „Peter Mainka – Ein Leben für die Kunst“ im Juni 2019 habe ich deshalb meinen Video-Mitschnitt einer „caput mortuum – Präsentation" aufbereitet, die Peter Mainka am 29. März 1996 in der Barockfabrik-Aachen vorgeführt hat. Die in der Ausstellung gezeigte Videodokumentation wurde seitdem etwas überarbeitet und wird jetzt – 50 Jahre nach der Uraufführung – mit Begleitmaterial und zusätzlichen Hintergrundinformationen auf dem Kulturserver-NRW wieder erlebbar sein. Weitere Überarbeitungsschritte und Ergänzungen sind geplant.

blaustich.aachen@gmail.com

 

In 1973/74 a “very strange mask story” was created in Aachen with the title
“caput mortuum”.
In film-like slide projections, a light-footed masked company experienced a summerday of cheerful scenes of exuberance.
The big mask festival at the edge of the forest ultimately becomes a place of mysterious transformation. A phantom-like figure with a black horse's head appears and interrupts the game.
In the middle of the dance, the masks get frightened and fly into the forest; A girl continues dancing, ecstatically dancing to her death.
Images of fear transform the masks into false faces.
When she returns to the summer meadow, they find the dead girl with the mask of a white horse's head. Death has left its mask behind: – caput mortuum –
The masks gather in the city for the nightly funeral ceremony and remember the events and experiences they have experienced. Finally, they burn the horse's head out in the foggy fields before a girl disappears between the gnarled head books the next morning with the "empty picture frame of history".
The premiere of this two-part slide story took place exactly one year after the interrupted Spring Festival on September 9th/10th. March 1974 in the ballroom of the NEUEN GALERIE in Aachen. Shortly afterwards, on July 12, 1974, a “second premiere” for the revised and shortened version of “caput mortuum” took place in the theater of the TH cafeteria in front of a large audience. Both events were recognized by the impressive Aachen press.
Later, the “Story of the Black and White Horse Head” was shown at many events and exhibitions. Unfortunately, the original slide boxes have been missing since September 2018!? For the exhibition “Peter Mainka – A Life for Art” in June 2019, I prepared my video recording of a “caput mortuum – presentation” that Peter Mainka presented on March 29, 1996 in the Barockfabrik-Aachen. The video documentation shown in the exhibition has since been revised slightly and can now be viewed again – 50 years after the premiere – with accompanying material and additional background information on the Kulturserver-NRW. Further revisions and additions are planned.

Vom Anlass zur Premiere

von "caput mortuum"
Im Frühjahr 1973 beschloss ein kleiner Freundeskreis aus Aachen ein Frühlingsfest zu feiern und dabei ein lustiges Spiel mit Tiermasken zu veranstalten. Die Maskerade sollte eine spaßhafte Vertreibung des Winters darstellen und in Fotosequenzen festgehalten werden. Die Vorbereitungen waren abgeschlossen, man hatte alles besorgt, da erhielt der Gastgeber am Morgen des Fest-Tages ein Telegramm mit der Nachricht vom plötzlichen Tode seines Vaters. In der Nacht zuvor war die Maske eines Pferdekopfes entstanden.
Überstürzt musste nun das Fest abgesagt werden, um die Beerdigung vorzubereiten. In der Nacht vor der Totenfeier wurde in aller Stille auf den Feldern vor den Friedhofstoren der Pferdekopf verbrannt. Im darauffolgenden Sommer kam die Freundesgruppe wiederum zusammen und diskutierte über die Idee, das jäh unterbrochene Maskenspiel wieder aufzunehmen und in einer anderen Form mit veränderten Vorzeichen zu Ende zu spielen. Man einigte sich auf ein Konzept, in dem der Pferdekopf als Symbol für Leben und Tod auftreten sollte. In einer ersten Skizze war ein Szenenverlauf festgelegt, der die wirklichen Ereignisse in einer spielerischen Form zwar umschreiben, aber nicht abbilden wollte.
In der Realisation wurde das Grundkonzept beibehalten, die einzelnen Szenen jedoch je nach den spontanen Spielideen und Umständen aufgebaut. Es ergab sich dabei eine Form, die sowohl in unmittelbaren, nicht dirigierten Spieleinfall als auch in gestelltem Bild zum Ausdruck kam. Einmal überwog das eine, dann wieder das andere Element. Insgesamt aber war für die Mitspieler – inzwischen hatte die Geschichte einen ansehnlichen Interessentenkreis gefunden – der Spielverlauf immer ein „happening“-ähnliches Ereignis, das sich meistens mit Wein und Geselligkeit verband und oft gar nicht als Teil einer Geschichte angesehen wurde.

Die eigentliche gestalterische und organisatorische Arbeit blieb einer kleinen Aktionsgruppe vorgehalten, die sich allmählich zusammengefunden hatte.
Obwohl die ursprüngliche Idee als Foto-Geschichte konzipiert war, wurde immer wieder diskutiert, einzelne Szenen im dynamischen Filmablauf zu gestalten. Schließlich blieb man bei der Fotosequenz und nahm sich vor, in der nächsten Geschichte, deren Umrisse sich bereits entwickelt hatte, Foto und Film (16mm) zu kombinieren. Die Präsentation der Maskengeschichte sollte in Form eines Dia- Films ablaufen und durch eine Fotoausstellung ergänzt werden.

Die Premiere der zweiteiligen Dia-Geschichte fand genau ein Jahr nach dem unterbrochenen Frühlingsfest am 9./10. März 1974 im Ballsaal der NEUEN GALERIE in Aachen statt. Kurz darauf, am 12. Juli 1974, fand eine „zweite Premiere“ für die überarbeitete und gekürzte Version von „caput mortuum“ im Theatersaal der TH-Mensa vor großem Publikum statt. Beide Veranstaltungen wurden von der beindruckten Aachener Presse gewürdigt.

------------------------- 

In the spring of 1973, a small group of friends from Aachen decided to celebrate a spring festival and play a fun game with animal masks. The masquerade was intended to represent a fun banishment of winter and to be captured in photo sequences. The preparations were complete, everything had been taken care of, when on the morning of the festival the host received a telegram with the news of his father's sudden death. The mask of a horse's head had been created the night before. 

The festival had to be canceled hastily in order to prepare for the funeral. The night before the funeral service, the horse's head was quietly burned in the fields in front of the cemetery gates.
The following summer the group of friends came together again and discussed the idea of
to resume the abruptly interrupted masque and play it to the end in a different form with changed omens. A concept was agreed upon in which the horse's head should appear as a symbol of life and death. In an initial sketch, a sequence of scenes was defined that was intended to describe the real events in a playful form, but not to depict them.
In the realization, the basic concept was retained, but the individual scenes were structured depending on the spontaneous game ideas and circumstances. The result was a form that was expressed both in direct, undirected play ideas and in posed images. Sometimes one element predominated, then again the other. Overall, however, for the other players - the story had now found a sizeable circle of interested parties - the course of the game was always a "happening"-like event, which was usually combined with wine and conviviality and was often not seen as part of a story at all.
The actual design and organizational work was left to a small action group that gradually came together.
Although the original idea was conceived as a photo story, there were repeated discussions about creating individual scenes in a dynamic film sequence. Ultimately, they stuck with the photo sequence and decided to combine photo and film (16mm) in the next story, the outline of which had already developed. The presentation of the history of masks should take place in the form of a slide film and be supplemented by a photo exhibition.

The premiere of the two-part slide story took place exactly one year after the interrupted Spring Festival on September 9th/10th. March 1974 in the ballroom of the NEUEN GALERIE in Aachen.
Shortly afterwards, on July 12, 1974, a “second premiere” for the revised and shortened version of “caput mortuum” took place in the theater hall of the TH-Mensa in front of a large audience. Both events were honored by the impressed Aachen press.

Szenenverlauf der Geschichte --- 1973/1974

 

In filmähnlicher Folge von Lichtbildern wird eine zweiteilige Maskengeschichte erzählt:

(Der erste Teil der Geschichte)

Eine Gruppe von jungen Leuten beschließt, zu ungewöhnlicher Zeit mitten im Sommer, ein Maskenspiel zu treiben und erlebt dabei einen Tag lang sehr merkwürdige Verwandlungen.

Unbeschwert und fröhlich beginnt zunächst der Tag mit allerlei Schabernack um die Straßenecken und Brunnenplätze in der Innenstadt von Aachen. Man zieht bunt maskiert durch die Gegend, kauft auf dem Markt ein, verdutzt die friedlichen Bürger, badet im See oder springt übermütig durch die Parkanlagen.

Es scheint, als ob man hinter der Maske die Alltagsgesichter vergessen könnte. In der Mitte des Tages, die Sonne strahlt warm und einladend, wird ein ausgelassenes Sommerfest am Waldrand gefeiert.

(Der zweite Teil der Geschichte)

Man tanzt und schmaust und ergeht sich auf der duftigen, unendlich grünen Wiese.

Doch plötzlich wird das leichtfüßige Spiel unterbrochen:

Das phantomhafte Erscheinen eines schwarzen Pferdekopfes verändert abrupt die Szenerie; ein Mädchen tanzt weiter, ekstatisch tanzt sie in den Tod.

Von panischem Entsetzen gepackt flüchten die Masken in den Wald, wo sie von den tausend Bildern der Angst gejagt werden. Als sie wieder zur Sommerwiese zurückkehren, finden sie das leblose Mädchen: ein weißer Pferdekopf kröhnt ihren Leib.

Der schwarze Tod hat sie verwandelt und mit seiner Maske gezeichnet. Die Maskerade ist zum Spiel von Leben und Tod geworden.

Mit fahlen Gesichtern ziehen nun die Masken von der hohen Wiese zu den abendlichen Feldern hinunter und eine große Melancholie der Trauer erfüllt ihr Spiel. Als Symbolfigur des Schweigens trägt ein Mädchen mit weißem Gesicht den Pferdekopf dem Totengeleit voran.

- C A P U T    M O R T U U M -

In einer geheimnisvollen Feier der Nacht findet das Spiel seinen Ausklang.

Stationen der erlebten Geschichte tauchen in veränderter Form wieder auf. Die maskierten Gestalten des nächtlichen Zeremoniells tragen nochmals den weißen Pferdekopf hinaus vor die Stadt und verbrennen ihn auf den dunklen Feldern.

Aus dem nebligen Dunst des nächsten Morgens taucht zum letzten Male die Mädchenfigur der Nacht auf und trägt den "leeren Bilderrahmen der Geschichte" über die Felder, bevor sie bei den knorrigen Kopfbuchen am Landgraben entschwindet.

blaustich.aachen@gmail.com

Grabenring Aachen 1973

Maskenfest im Sommer

Eine Gruppe von jungen Leuten beschließt, zu ungewöhnlicher Zeit mitten im Sommer, ein Maskenspiel zu treiben und erlebt dabei einen Tag lang sehr merkwürdige Verwandlungen.

Ursulinerstraße Aachen 1973

Maskenparade in der Stadt

Grabenring Aachen 1973

Schwarzer Pferdekopf -- Schablone

Schneeberg Aachen 1973

Szenebild aus caput-mortuum 1973/1974

Das große Maskenfest am Waldrand wird schließlich zum Ort mysteriöser Verwandlung. Eine phantomhafte Figur mit schwarzem Pferdekopf erscheint und unterbricht das Spiel.

Schneeberg Aachen 1973

Pferdekopf-Gestalt und Mädchen

Die Maskengesellschaft ist in den Wald geflohen.
Das Mädchen "tanzt in den Tod".

Schlüsselszene aus caput mortuum 1973

Der Tanz wird von der Pferdekopfgestalt unterbrochen

Schlüsselszene aus caput-mortuum 1973

Das Mädchen "tanzt in den Tod"

Videomitschnitt -- caput-mortuum 1974/1996

Die im Jahr 2024 aktualisierte Video-Dokumentation entstand 1996 bei einer von Peter Mainka vorgeführten Dia-Überblend-Präsentation in der Barockfabrik in Aachen
Details
Videomitschnitt -- caput-mortuum 1974/1996
1973/74 entstand in Aachen eine "sehr merkwürdige Maskengeschichte" mit dem Titel
„caput mortuum“. In der Geschichte vom schwarzen und weißen Pferdekopf erlebt eine leichtfüßige Maskengesellschaft in filmähnlichen Diaprojektionen einen Sommertag lang Szenen fröhlicher Ausgelassenheit.
Das große Maskenfest am Waldrand wird schließlich zum Ort mysteriöser Verwandlung. Eine phantomhafte Figur mit schwarzem Pferdekopf erscheint und unterbricht das Spiel.
Mitten im Tanz erschrecken die Masken und fliehen in den Wald; ein Mädchen tanzt weiter, ekstatisch tanzt sie in den Tod.
Bilder der Angst verwandeln die Masken zu fahlen Gesichtern.
Als sie zur Sommerwiese zurückkehren, finden sie das tote Mädchen mit der Maske eines weißen Pferdekopfes wieder. Der Tod hat seine Maske zurückgelassen: – caput mortuum –
Zur nächtlichen Totenfeier versammeln sich die Masken in der Stadt und erinnern sich an die erlebten Ereignisse und Erfahrungen. Schließlich verbrennen sie den Pferdekopf draußen auf den nebligen Feldern, bevor am nächsten Morgen ein Mädchen mit dem "leeren Bilderrahmen der Geschichte" zwischen den knorrigen Kopfbuchen entschwindet.
Die Premiere dieser zweiteiligen Dia-Geschichte fand genau ein Jahr nach dem unterbrochenen Frühlingsfest am 9./10. März 1974 im Ballsaal der NEUEN GALERIE in Aachen statt. Kurz darauf, am 12. Juli 1974, fand eine „zweite Premiere“ für die überarbeitete und gekürzte Version von „caput mortuum“ im Theatersaal der TH-Mensa vor großem Publikum statt. Beide Veranstaltungen wurden von der beindruckten Aachener Presse gewürdigt.
Später wurde die „Geschichte vom schwarzen und weißen Pferdekopf“ bei vielen Anlässen und Ausstellungen gezeigt. Leider sind die Original-Dia-Kästen seit September 2018 verschwunden!? Für die Ausstellung „Peter Mainka – Ein Leben für die Kunst“ im Juni 2019 habe ich deshalb meinen Video-Mitschnitt einer „caput mortuum – Präsentation" aufbereitet, die Peter Mainka am 29. März 1996 in der Barockfabrik-Aachen vorgeführt hat. Die in der Ausstellung gezeigte Videodokumentation wurde seitdem mehrfach überarbeitet und wird jetzt – 50 Jahre nach der Uraufführung – mit Begleitmaterial und zusätzlichen Hintergrundinformationen hier auf dem Kulturserver-NRW wieder erlebbar sein.
-----------------
In 1973/74 a “very strange mask story” with the title was created in Aachen
“caput mortuum”. In the story of the black and white horse's head, a light-footed masked society experiences scenes of happy exuberance throughout a summer day in film-like slide projections.
The big mask festival at the edge of the forest ultimately becomes a place of mysterious transformation. A phantom-like figure with a black horse's head appears and interrupts the game.
In the middle of the dance, the masks get frightened and flee into the forest; A girl continues dancing, ecstatically dancing to her death.
Images of fear transform the masks into pale faces.
When they return to the summer meadow, they find the dead girl wearing the mask of a white horse's head. Death has left its mask behind: – caput mortuum –
The masks gather in the city for the nightly funeral ceremony and remember the events and experiences they have experienced. Finally, they burn the horse's head out in the foggy fields before the next morning a girl with the "empty picture frame of history" disappears between the gnarled head beech trees.
The premiere of this two-part slide story took place exactly one year after the interrupted Spring Festival on September 9th/10th. March 1974 in the ballroom of the NEUEN GALERIE in Aachen. Shortly afterwards, on July 12, 1974, a “second premiere” for the revised and shortened version of “caput mortuum” took place in the theater hall of the TH-Mensa in front of a large audience. Both events were recognized by the impressed Aachen press.
Later, the “Story of the Black and White Horse Head” was shown at many events and exhibitions. Unfortunately, the original slide boxes have been missing since September 2018!? For the exhibition “Peter Mainka – A Life for Art” in June 2019, I prepared my video recording of a “caput mortuum presentation” that Peter Mainka presented on March 29, 1996 in the Barockfabrik-Aachen The video documentation shown at the exhibition has since been revised several times and can now be experienced again - 50 years after the premiere - with accompanying material and additional background information here on the Kulturserver-NRW.
© KCR_Okt. 2024

Dia-scans zu caput-mortuum 1974/1996

Details
Dia-scans zu caput-mortuum 1974/1996
In filmähnlicher Folge von Lichtbildern wird eine zweiteilige Maskengeschichte erzählt:
(Der erste Teil der Geschichte)
Eine Gruppe von jungen Leuten beschließt, zu ungewöhnlicher Zeit mitten im Sommer, ein Maskenspiel zu treiben und erlebt dabei einen Tag lang sehr merkwürdige Verwandlungen.
Unbeschwert und fröhlich beginnt der Tag mit allerlei Schabernack um die Straßenecken und Brunnenplätze in der Innenstadt von Aachen. Man zieht bunt maskiert durch die Gegend, kauft auf dem Markt ein, verdutzt die friedlichen Bürger, badet im See oder springt übermütig durch die Parkanlagen.
Es scheint, als ob man hinter der Maske die Alltagsgesichter vergessen könnte. In der Mitte des Tages, die Sonne strahlt warm und einladend, wird ein ausgelassenes Sommerfest am Waldrand gefeiert.
(Der zweite Teil der Geschichte)
Man tanzt und schmaust und ergeht sich auf der duftigen, unendlich grünen Wiese. Doch plötzlich wird das leichtfüßige Spiel unterbrochen:
Das phantomhafte Erscheinen eines schwarzen Pferdekopfes verändert abrupt die Szenerie; ein Mädchen tanzt weiter, ekstatisch tanzt sie in den Tod.
Von panischem Entsetzen gepackt flüchten die Masken in den Wald, wo sie von den tausend Bildern der Angst gejagt werden. Als sie wieder zur Sommerwiese zurückkehren, finden sie das leblose Mädchen: ein weißer Pferdekopf kröhnt ihren Leib.
Der schwarze Tod hat sie verwandelt und mit seiner Maske gezeichnet. Die Maskerade ist zum Spiel von Leben und Tod geworden.
Mit fahlen Gesichtern ziehen nun die Masken von der hohen Wiese zu den abendlichen Feldern hinunter und eine große Melancholie der Trauer erfüllt ihr Spiel. Als Symbolfigur des Schweigens trägt ein Mädchen mit weißem Gesicht den Pferdekopf dem Totengeleit voran.
-CAPUT MORTUUM-
In einer geheimnisvollen Feier der Nacht findet das Spiel seinen Ausklang.
Stationen der erlebten Geschichte tauchen in veränderter Form wieder auf. Die maskierten Gestalten des nächtlichen Zeremoniells tragen nochmals den weißen Pferdekopf hinaus vor die Stadt und verbrennen ihn auf den dunklen Feldern.
Aus dem nebligen Dunst des nächsten Morgens taucht zum letzten Male die Mädchenfigur der Nacht auf und trägt den "leeren Bilderrahmen der Geschichte" über die Felder, bevor sie bei den knorrigen Kopfbuchen am Landgraben entschwindet.
-------------
A two-part mask story is told in a film-like sequence of photographs:
(The first part of the story)
A group of young people decide to play a masquerade at an unusual time in the middle of summer and experience a day of very strange transformations.
The day begins light-heartedly and cheerfully with all kinds of mischief around the street corners and fountains in the center of Aachen. People parade through the area wearing colorful masks, shop at the market, baffle the peaceful citizens, bathe in the lake or jump exuberantly through the parks.
It seems as if you can forget the everyday faces behind the mask. In the middle of the day, the sun shines warmly and invitingly, and an exuberant summer party is celebrated at the edge of the forest.
(The second part of the story)
People dance and feast and indulge themselves on the fragrant, infinitely green meadow. But suddenly the light-footed play is interrupted:
The phantom-like appearance of a black horse's head abruptly changes the scenery; a girl dances on, ecstatically dancing to her death.
Seized by panic, the masks flee into the forest, where they are chased by a thousand images of fear. When they return to the summer meadow, they find the lifeless girl: a white horse's head crowns her body.
Black Death has transformed her and marked her with his mask. The masquerade has become a game of life and death.
With pale faces, the masks now descend from the high meadow to the evening fields and a great melancholy of grief fills their play. As a symbolic figure of silence, a girl with a white face carries the horse's head in front of the funeral cortege.
-CAPUT MORTUUM-
The play comes to an end in a mysterious celebration of the night.
Stages of the experienced story reappear in a different form. The masked figures of the nocturnal ceremony once again carry the white horse's head outside the town and burn it in the dark fields.
Out of the misty haze of the next morning, the girl figure of the night emerges for the last time and carries the “empty picture frame of the story” across the fields before she disappears into the gnarled head beech trees by the moat.
© KCR Okt. 2024

Karl Caesar Rütten

 
 
 
 
 
 
 
Half a century with --BLAUSTICH--
Seit den 70er-Jahren habe ich die Arbeit der Aachener Künstlergruppe BLAUSTICH® mitgestaltet.
Zahlreiche Ausstellungen dokumentierten die von mir erlebten Live-Happenings, spektakulären Kunst-Aktionen, Maskenspiele sowie Foto- und Filmprojekte.
Initiator und Ideengeber war der Aachener Künstler Peter Mainka.
Die Dia-Projektionen erzählten fantasievolle Geschichten, voller Anspielungen und Symbole. Dabei vermischten sich aktuelle Anlässe und erfundene Geschichten, Erlebnisse und Fiktionen.
Das Motto der Gruppe war ein Satz von F.G. Lorca (1898 - 1936):
"Alle Dinge haben ihr Geheimnis und die Poesie ist das Geheimnis, das alle Dinge haben"

Die in den Jahren 1973 und 1974 entstandene Dia-Film-Geschichte "caput-mortuum" begründet den Beginn der künstlerischen Arbeit der Gruppe BLAUSTICH®
-----------------

I have been involved in the work of the Aachen artist group BLAUSTICH® since the 1970s.
Numerous exhibitions documented the live happenings I experienced, spectacular art events, masquerade plays as well as photo and film projects.
The initiator and idea generator was the Aachen artist Peter Mainka.
The slide-projections told imaginative stories, full of allusions and symbols. Current events and fictional stories, experiences and fictions were mixed together.
The motto of the group was a phrase by F.G. Lorca (1898 - 1936):
"All things have their secret and poetry is the secret that all things have."

The slide film story "caput-mortuum", created in 1973 and 1974, marked the beginning of the BLAUSTICH® group's artistic work.

Karl Caesar Rütten

Bildende Kunst, Bildung, Galerie
Kontakt